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DFG-ANR-Tagung: Flaubert – Le mot, l'image, le rêve

30.09.2014 – 04.10.2014

DFG-ANR-Tagung vom 30.09-04.10.2014 auf Ischia (Italien)

Flauberts Werk verdankt sich einem „Bibliotheksphänomen“. Wie ein Rindvieh, schwitzend, ackert der Autor im abgedunkelten Raum an seinen Texten und verleibt sich ganze Bibliotheken ein. Soweit Foucault. Die Auseinandersetzung mit Bildern, ihre Beziehung zum Wort, ihr Verhältnis zum Traum/Imaginären, der parergon der Künste ist jedoch für Flauberts Werk genauso zentral wie seine Auseinandersetzung mit Texten. Man darf sich also fragen, ob Flaubert nicht nur in einer realen oder imaginären Bibliothek schreibt, sondern auch in einem imaginären „Museum“?

Die von der französisch-deutschen Forschergruppe ‚Flim‘ (Flaubert et les images) veranstaltete Tagung möchte der Annahme nachgehen, dass Flaubert in seiner Auseinandersetzung mit dem Visuellen im Text ein Imaginäres (Wissen) bündelt, das neben den bekannten Bibliotheken ganze Ikonotheken auf den Plan ruft. Es liegt nahe, dass dieses Vorgehen eine ähnlich grundlegende Wendung und Zäsur im Verständnis des Flaubertschen Realismus zu Tage fördern wird, wie es die Annahme Foucaults getan hat. Doch schon die Frage auf welchen corpora – durchaus im mehrfachen Wortsinne – Flaubert Fragen der Repräsentation austrägt, ist nicht so leicht zu beantworten. Flauberts Verhältnis zum Bild ist unverbindlicher, vor allem aber auf eigene Art und Weise radikaler als die zum Wort: Illustrationen seiner Werke lehnte er bekanntlich zeitlebens vehement ab. Die Worte selbst sollten die Bilder/das Imaginäre erschaffen.

Doch nicht nur, weil Flaubert seinen Text-Bildern nahezu alle zeitgenössisch verfügbaren Wissens- und Bildtraditionen einschreibt, ist die Funktion von Text und Bild bei Flaubert nicht so einfach mit etablierten Bildstrategien und -verfahren der modernen Literatur-, Kunst- und Bildwissenschaft zu verrechnen. Flauberts Poetik wirft spezifische Fragen der Repräsentation auf, die neue Theorien des Bildes erfordern: Wie wirkt etwa das ikonographische Wissen auf den Text und seine Genese ein? Lässt sich durch die Schrift der Status des Bildes definieren? Welche Rolle spielen Einbildung, Traum und Vision auf der einen, durch Klischees desavouierte Bildwerdungen auf der anderen Seite? Welche Ontologie des Bildes ergibt sich, wenn nicht klar zu entscheiden ist, ob Flaubert mit oder gegen das Bild schreibt?

Diesseits und jenseits der vieldiskutierten Krise, Kritik, Konstitutionsbedingungen der Bilder in der Moderne soll daher in den Blick gerückt werden, was Flaubert daran faszinierte, ein neues Verhältnis zum Sichtbaren zu erproben. Was reizte ihn daran, die Imagination des Lesers zu stimulieren oder durch einen unkonventionellen Zugang zu alten Bildtraditionen gänzlich neue Maßstäbe zu setzen? Die Tagung möchte sich jenem schwer fassbaren flaubertschen Bildimaginären deshalb in Form eines sehr konkreten Text-Bild-Parcours nähern.

Veranstalter:

DFG-ANR Forschergruppe Flim (Flaubert et les images)
Flaubert Zentrum München
Équipe Flaubert, Institut des Textes et Manuscrits modernes, Paris